Wenn wir durch den Tag gehen, empfangen wir ständig Signale von außen. Wir hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen das, was auf uns einströmt. Unser Bewusstsein ist "draußen", in der Umwelt. Fragt uns jemand wie es uns geht, so antworten wir gerne schnell und kurz "gut" oder "geht so". Dies ist die Antwort, die wir geben, um nicht erstmal lange nachzudenken, wie es uns geht oder was wir dem Fragenden antworten wollen. Aber, wissen wir selber wie es uns geht? Was mit unserem Körper ist, wie wir uns fühlen, in welcher Stimmung wir gerade sind? Rasen unsere Gedanken oder sind diese ruhig und klar? Machen wir gerade das, was wir gerade machen wollen?
Um diese Fragen beantworten zu können müssen wir erstmal in uns hineinschauen. D.h. die störenden Signale von außen ignorieren und umschalten auf eine Innensicht.
Übung zur Inneren Achtsamkeit
Hier eine kleine Übung die es Ihnen ermöglicht, für einen Moment, vielleicht 5 Minuten, abzuschalten und in sich hinein zu horchen, zu einer Inneren Achtsamkeit zu gelangen. Und ganz vorbehaltlos alles, was Sie während der Übung wahrnehmen, einfach so anzunehmen, wie es ist. Alles was da ist, darf da sein. Beobachten, aufmerksam, wahrnehmen, ohne zu bewerten, zu analysieren oder zu beurteilen. Etwas ändern aufgrund dessen, was Sie beobachten, können Sie nachher immer noch, wenn Sie möchten:
Setzen Sie sich bequem hin. Beide Füße stehen nebeneinander, Abstand etwa schulterbreit, in gutem Kontakt mit dem Boden. Der Rücken ist angelehnt, möglichst aufrecht, damit Sie gut und leicht atmen können. Der Kopf balanciert auf der Wirbelsäule, so dass Sie nur wenig Muskelkraft benötigen, um ihn zu halten. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln oder auf der Lehne.
Wichtig ist, dass Sie so bequem sitzen, dass Sie sich für 5 Minuten nicht um Ihren Körper kümmern müssen. Dann nehmen Sie einen tiefen Atemzug, so wie es für Sie angenehm ist, und schließen dann die Augen. Nehmen sie ruhig mal einen tieferen Atemzug, lassen sie mal den Atem den ganzen inneren Raum ausfüllen.
Körperbewusstsein
Gehen sie mit ihrer Aufmerksamkeit zuerst zu Ihrem Körper. Was nehmen sie von ihrem Körper gerade war? Wichtig dabei ist, dass Sie keine Bewertung dabei vornehmen und sagen "das ist gut" oder "das ist schlecht" oder "ich möchte es gerne anders haben", sondern einfach mal wahrnehmen und es so lassen, wie es ist.
Bleiben Sie bei dem entsprechenden Körperteil, bis Sie bewusst wahrgenommen haben wie sich dieser Bereich Ihres Körpers anfühlt.
Sie können den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden spüren.Wie fühlen sich Ihre Zehen, ihre Füße an? Ihr rechter Fuß, Ihr linker Fuß? Spüren Sie einen Unterschied zwischen rechtem und linkem Fuß? Oder fühlen sich beide Füße etwa gleich an?
Einfach nur schauen, wahrnehmen ohne zu analysieren oder zu bewerten.
Sie brauchen auch nicht versuchen zu entspannen, sondern einfach alles so sein lassen, wie es ist. Erst wenn Sie Ihre Füße bewusst wahrgenommen haben, gehen Sie zum nächsten Körperteil über.
Dann gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit weiter hoch, zu den Unterschenkeln, ... über Ihre Knie, zu den Oberschenkeln, ... über das Gesäß, in den Bauch.
Dann geht Ihre Aufmerksamkeit vom unteren Rücken hinauf in den Oberkörper, mit oberem Rücken und Brustbereich, ... dann zu den Schultern und dem unteren Nacken.
Weiter rauf über den Hals zum Mund- und Kieferbereich, ... die Wangen, ... die Nase, ... die Augen und die Muskeln um die Augen herum, ... zur Stirn.
Wenn Sie das ganze Gesicht wahrgenommen haben, dann geht es über den Scheitel, am Hinterkopf herunter, an den Ohren vorbei, wieder in den Hals und den Schultern.
Nun kommen die Oberarme, ... die Unterarme, ... die Hände und die einzelnen Finger.
Wie fühlen sich Ihre Hände an, Ihre Arme?
Versuchen Sie Ihren ganzen Körper bewusst wahrzunehmen.
Sie können auch Ihren Atem wahrnehmen. Es kann sein, dass dieser mit der Zeit ruhiger und gleichmäßiger wird.
Wahrnehmen der Gefühle
Dann richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Gefühle. In welcher Stimmung sind Sie gerade?
Versuchen Sie nicht zu analysieren oder zu bewerten. Sie brauchen den Gefühlen auch keinen Namen zu geben. Einfach nur wahrnehmen, was Sie fühlen, wie Sie sich fühlen.
Beobachten der Gedanken
Dann gehen Sie über zu Ihren Gedanken. Welche Gedanken gehen Ihnen gerade durch den Kopf. Auch hier wieder wahrnehmen was ist und nicht bewerten. Normalerweise identifizieren wir uns mit unseren Gedanken. Sie haben Gedanken, Sie sind aber nicht Ihre Gedanken. Für diese Übung versuchen Sie Ihre Gedanken einfach nur zu beobachten. So wie weiße Wolken am schönen blauen Himmel, die in Ihr Blickfeld geraten, die Sie beobachten und dann einfach weiterziehen.
Beenden der Übung
Nun haben Sie Ihren Körper, Ihre Gefühle und auch Ihre Gedanken einmal bewusst wahrgenommen, aufmerksam beobachtet was das ist. Bevor Sie diese Übung beenden, konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung, und spüren Ihren Atem, wie er kommt und geht. Ihr Atem fließt frei, ruhig und gleichmäßig.
Sobald Sie bereit sind, diese Übung zu beenden, bewegen Sie Ihre Finger und Zehen etwas. Lassen Sie Ihre Augen noch geschlossen. Vielleicht räkeln und strecken Sie sich auch ein wenig, um wieder wacher zu werden.
Atmen Sie dann einmal tief durch, öffnen dann die Augen und kommen mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder ganz zurück ins "Hier und Jetzt" der Außenwelt, frisch und erholt.
Was haben sie wahrgenommen?
Haben Sie vielleicht Hunger gespürt? Saßen Sie bequem? Fühlten Sie sich wohl oder empfanden Sie Unbehagen? Rasten Ihre Gedanken oder waren diese ruhig und klar? Kümmerten Sie sich vor der Übung ganz bewusst um das Wesentliche oder waren Sie auf Autopilot und haben ganz vergessen was das Ziel Ihrer vorherigen Handlungen war?
Wenn Sie diese Übung mehrmals am Tag machen, dann kriegen Sie mit, was Ihnen Ihr Körper, Ihre Gefühle und Ihr Bewusstsein gerade signalisieren. Sie sagen uns, was wir brauchen und wie es uns gerade geht. Dafür müssen wir nur einmal hinhören.
Wenn sie das nämlich nicht tun, dann merken Sie vielleicht gar nicht, dass Sie Hunger haben und dann ist es plötzlich 20 Uhr und dann haben Sie evtl. einen Heisshunger, essen dann auch falsch und zu viel; und so entsteht auch ein Umgang mit Stress, der uns gar nicht merken lässt, das wir gestresst sind.
Diese Übung kann länger oder auch ganz kurz sein, vielleicht nur 30 Sekunden, während der Fahrt mit dem Aufzug oder im Wartezimmer.
Einmal kurz abschalten, loslassen und für einen Moment ganz bei sich selbst sein und wahrnehmen, was da ist.