Sich nicht entscheiden zu können kostet uns mehr als uns bewusst ist

Ich habe schon oft gelesen, dass wenn man sich nicht entscheidet, man dennoch entschieden hat, nämlich für den Status Quo. Na, dann entscheidet man sich einfach später, oder?

Wenn Sie an Ihre letzten Entscheidungen denken, die Sie ganz klar getroffen haben, also ein klares "Ja!" oder ein klares "Nein!". Da ist kein Zweifel, keine Unsicherheit, kein "Oder hätte ich mich vielleicht doch anders entscheiden sollen?". Nicht mal ein kleines Gefühl dessen taucht da auf. Nur Klarheit.

Und es gibt Entscheidungen, wo Sie sich nicht 100% sicher waren, aber dennoch entschieden haben. Obwohl Sie nicht genug Informationen hatten oder die Alternativen gleichwertig waren, mussten und haben sie sich entschieden. Hier tauchen evtl. Unsicherheiten auf, Zweifel ob die Entscheidung richtig war oder nicht. Aber Sie haben sich entschieden, zwischen den Alternativen, und die gewählte Alternative beizubehalten.

Oder tragen Sie trotz der Entscheidung immer noch ein Unentschieden mit sich herum? Meiner Erfahrung nach, fühlt es sich an, als ob man sich an einer Flussverzweigung für einen Weg entschieden hat, aber angstvoll, hilflos zurückschaut während man auf dem gewählten Weg den Fluss weiter treibt. Dieses Gefühl, nicht zu wissen ob es wirklich die richtige Entscheidung war, und gleichzeitig  zu wissen, dass man nicht mehr oder nur sehr schwer zurück kann.

Genauso oder vielleicht sogar unangenehmer kann es sein, sich nicht zu entscheiden. Und damit auf dem Fluss vor der Abzweigung zu verharren, im Kreis zu rudern. Man schaut sich die Gegend an, geht vielleicht an Land, macht andere Dinge. Aber irgendwann muss man zum Fluss zurückkehren und sich für eine Richtung enscheiden, damit man weiter vorwärts kommt.

Sich nicht zu entscheiden, hält die Entscheidungssituation in der Luft, und diese bleibt mehr oder weniger bewusst in uns, was Energie kostet. Denn unser Gehirn muss die nicht getroffene Entscheidung davon abhalten uns im Alltag zu stören (sich an solch eine Entscheidungssituation zu erinnern ist ja auch unangenehm). 

Ihnen ist sicher auch schon mal aufgefallen, wie entlastend es ist, wenn Sie es dann doch irgenwann geschafft haben sich zu entscheiden.

Es klingt so unanstrengend "Sich nicht entscheiden, heißt sich für den Status Quo zu entscheiden", so als ob man es einfach, locker auf später verschieben könne. Jedoch ist der Status Quo genau diese unangenehme Situation, wenn Sie in sich ein Sich-noch-nicht-entscheiden-können mit sich rumtragen.

Wenn Sie Ihre aktuelle Lebenssituation anschauen, welche klare Entscheidungen haben Sie gefällt, und welche noch nicht getroffenen Entscheidungen gären noch immer in Ihnen? Wie viel Energie kostet es Sie, diese in der Schwebe zu halten, sowohl im beruflichen, wie auch im privaten Kontext? Wie wirkt sich bei Ihnen eine solche unentschlossene Sitation im Alltag aus? Wie reagieren Sie, und wie reagieren andere in Ihrem Alltag, wenn Sie in sich eine solche Unentschlossenheit mit sich rumtragen?

Und was gewännen Sie, wenn Sie eine dieser unentschlossenen Entscheidungen entschieden?