Genuss - eine gute "Medizin"
Jeder Mensch kennt doch die Situationen, wo er sagt "welch ein Genuss" oder "dieses oder jenes habe ich genossen", sei es das Essen, den Spaziergang, den Kinofilm oder ein Gespräch.
Doch was ist das eigentlich, was uns das Gefühl gibt etwas "genossen" zu haben ? Und was ist es, was uns daran hindert etwas zu genießen?
Der heutige Mensch lebt oft unter der Prämisse "Zeit ist Geld!" und "Wenn ich alt bin, dann habe ich Zeit mein Leben zu genießen". Und bis dahin? "Durchhalten"? Was hindert Sie daran jetzt schon, vielleicht in diesem Moment, etwas zu genießen?
"Gönne Dir Genuss"
"Tun hätte ich schon gewollt, dürfen habe ich mich nicht getraut" soll Karl Valentin mal gesagt haben. Viele Menschen haben Hemmungen, ein schlechtes Gewissen oder schämen sich, wenn sie sich selbst etwas Gutes tun. Ganz so als stünde ihnen Genuss oder Lebensfreude nicht zu. Diesen Hemmungen oder Blockaden könnten Botschaften zugrunde liegen, die sie in ihrer Kindheit von ihren Eltern bekommen habe. D.h. entsprechende Verbote können sie heute daran hindern sich selbst einen Genuss nicht zu erlauben. Heute, im erwachsenen Alter, kommt es nun darauf an, sich über unnötig gewordene Genussverbote klar zu werden und diese fallen zu lassen, denn Genuss muss erlaubt sein.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich selbst etwas Gutes erlauben?
Steht Ihnen Genuss oder Lebensfreude nicht zu? (Warum?)
Können Sie sich selbst heute einen Genuss nicht erlauben, weil sie vielleicht in Ihrer Kindheit entsprechende Verbote von Ihren Eltern bekommen haben. Z.B.in Form von Botschaften wie "Ohne Fleiß kein Preis" oder "Wenn Du das und das machst (oder nicht machst), dann darfst Du ... (Dir etwas Gutes tun)", ... ? D.h. wurde die Erlaubnis zum Genuss an eine Bedingung gekoppelt ?
Werden Sie sich über unnötig gewordene Genussverbote klar und lassen Sie diese fallen.
Spüren Sie Genussverbote auf und überprüfen Sie deren Gültigkeit.
"Genieße bewusst"
Genuss geht nicht nebenbei. Wer viele Dinge gleichzeitig tut, wird dabei kaum genießen können.
Wollen Sie Genuss erleben, dann müssen Sie die anderen Tätigkeiten ausschalten und sich ganz auf diesen besinnen. Auch das ständige Denken an zukünftige oder zurückliegende Aufgaben verstellt oft den Blick für das Angenehme. Genuss findet in der Gegenwart statt. Wir können kaum genießen, wenn wir viele Dinge gleichzeitig tun. Wollen wir Genuss erfahren, dann sollten wir uns auf eine Sache konzentrieren und andere Tätigkeiten oder störende Reize ausschalten. Nur der Augenblick ist wichtig und nicht andere Gegebenheiten der Situation, wie Geräusche, Gedanken oder andere Tätigkeiten, die Sie gleichzeitig ausführen.
"Nimm Dir Zeit zum Genießen"
Das klingt banal, ist aber eine ganz wichtige Voraussetzung für das Genießen. Genuss geht nicht unter Zeitdruck, obwohl manchmal auch schon ein Augenblick genügt.
Genuss braucht Zeit. Genuss geht nicht unter Zeitdruck. Haben Sie Zeit für einen Augenblick aus dem Fenster zu schauen oder Zeit zu duschen. Es geht um Augenblicke, die als angenehm und genussvoll erkannt und erlebt werden. Ein Glas guten Weines einfach herunter zu stürzen nur um ein Glas guten Weines zu trinken, würde der Qualität des Weines nicht gerecht. Von Genießen kann man dann nicht reden.
"Schule Deine Sinne für den Genuss"
Genießen setzt eine fein differenzierte Sinneswahrnehmung voraus, die sich durch Erfahrung gebildet hat. Beim Genießen kommt es auf die Wahrnehmung von Nuancen an. Es gilt hier, die eigenen Sinne zu schärfen.
Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen sind unsere Sinne. Und jeden dieser Sinne lohnt es sich zu schulen. Versuchen Sie von dem, was Sie genießen wollen, die Nuancen jeglichen Sinnes wahrzunehmen.
Nehmen Sie z.B. zwei Stücke Schokolade, nehmen Sie das erste Stück zwischen Zeigefinger und Daumen. Nun machen Sie folgendes:
- riechen Sie daran
- fahren Sie mit dem Stück Schokolade über Ihre Lippen und lecken Sie dann Ihre Lippen ab
- gehen Sie mit Ihrer Zunge über die Oberfläche (Sie halten das Stück immer noch zwischen Ihren Fingern)
- Knabbern Sie ein kleines Stück (etwa 1/3) mit den Schneidezähnen ab und lassen Sie es im Mund zergehen
- Beissen Sie ein kleines Stück mit den rechten Backenzähnen ab, lassen es im Mund zergehen und beissen dann mit den linken Backenzähnen ein Stückchen ab.
Wenn Sie dies mit dem einen Stück taten, nehmen Sie das 2. Stück und machen folgendes:
Stecken Sie es sich direkt ganz in den Mund, zerkauen es so schnell wie möglich und schlucken Sie es herunter.
Können Sie sich jetzt schon vorstellen, welches Stück Schokolade Ihnen besser schmecken würde, obwohl Sie das Experiment noch nicht gemacht haben ?
Nutzen Sie Ihre Sinne und genießen Sie es die Nuancen wahrzunehmen, dessen was Sie genießen wollen.
"Genieße auf Deine Art"
Das weiss auch der Volksmund: "Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigal". Genuss bedeutet für jeden etwas anderes. Hier kommt es darauf an, herauszufinden, was Ihnen gut tut und - genau so wichtig - was Ihnen nicht gut tut und was Ihnen wann gut tut. Jedem das Seine und auf seine Art, denn Geschmäcker sind verschieden.
"Genieße lieber wenig, aber richtig"
Ein populäres Missverständniss über das Genießen ist, dass derjenige mehr genießt, der mehr konsumiert. Für den Genuss ist jedoch nicht die Menge, sondern die Qualität entscheidend. Ein Zuviel wirkt auf die Dauer sättigend und langweilig. Es kommt zur psychologischen Sättigung, Sie können das, was Sie "genossen" nicht mehr sehen. Ich plädieren deshalb dafür, sich zu beschränken, nicht aus Geiz oder aus falscher Bescheidenheit, sondern um sich das jeweils Beste zu gönnen.
Es geht darum, den Zeitpunkt zu erspüren, an dem es "genug" ist, um sich dadurch die Sehnsucht nach dem Genuss zu erhalten. Es ist besser, sich zu beschränken und sich jeweils das Beste zu gönnen.
"Planen schafft Vorfreude"
Eine Redensart besagt, dass man die Feste feiern soll, wie sie fallen. Das Zufällige, Spontane, Unerwartete bringt häufig einen ganz besonderen Genuss. Es erscheint jedoch nicht ganz günstig, den Genuss alleine dem Zufall zu überlassen. Im Alltag wird es oft nötig sein, angenehme Erlebnisse zu planen, d.h. die Zeit dafür einzuteilen, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen, Verabredungen zu vereinbaren usw. Das hat den zusätzlichen, angenehmen Effekt, dass Sie sich auf das bevorstehende angenehme Ereigniss schon länger vorher freuen können.
"Genieße die kleinen Dinge des Alltags"
Genuss ist nicht immer zwangsläufig etwas Außerordentliches. Nicht wenige Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten. Es gilt, Genuss im normalen Alltag zu finden - in kleinen Begebenheiten und alltäglichen Verrichtungen. Wer sich selbst im Alltag innerlich dafür offen hält, kann eine Vielzahl von Quellen für angenehme Erlebnisse gerade auch im alltäglichen Leben entdecken. Alltägliche Dinge einmal aus einer anderen, nicht zweckbestimmten Warte wahrzunehmen, kann unerwartete Genüsse bescheren.